ECUADOR

Im Jahr 2013 sind wir nach Ecuador aufgebrochen um das Hinterland nach neuen Trails zu erforschen. In einer Höhe von 4100 m haben wir perfekt geshapete Dowhnhills gefunden, die uns durch eine große Vielfalt verschiedener Landschaften führten.

„Sauerstoffmangel“ ist das Stichwort, das uns bereits beim Landeanflug auf Quito begleitet. Die Hauptstadt Ecuadors iegt auf fast 3000m und die Luft ist bereits so dünn, dass nur Piloten mit einer besonderen Lizenz hier überhaupt landen dürfen. Da stockt uns schon beim Landeanflug kurz der Atem.

AB HIER DÜRFT IHR AUF KEINEN FALL AUCH NUR EINEN ZENTIMETER VOM PFAD ABWEICHEN

Dafür beginnt unser Mountainbike Abenteuer in diesem wunderbaren Land ganz entspannt: Die Gondelbahn befördert uns direkt aus der Stadt bis auf 4100m Höhe, den 4690m hohen Pichincha hinauf, den Hausberg von Quito. Und hier haben die einheimischen Biker ganze Arbeit geleistet. Direkt von der Bergstation aus schlängelt sich eine perfekt geformte Strecke mit unzähligen Steilwandkurven und Sprüngen gespickt, über mehr als tausend Höhenmeter bis in die Stadt herunter. Im Schnelldurchlauf durchquert man dabei die verschiedensten Vegetationszonen. Wären nicht die begeisterten Rufe auf Spanisch, die unsere ecuadorianischen Freunde bei jedem gelungenen Fahrmanöver auf der anspruchsvollen Abfahrt ertönen lassen, könnte man fast vergessen, in Südamerika zu sein.

In der Gegend um Ibarra finden wir eine der trockensten Gegenden Ecuadors vor. Nicht so extrem von der Höhe her, aber durch staubiges Wüstengelände, und so weit ab vom Schuss, dass wir unbedingt genug Wasser mitführen müssen. In einem kleinen Dorf satteln wir auf und rollen auf einer kleinen Lehmpiste in eine unscheinbare Hügelkette hinein. Doch schon nach kurzer Zeit öffnet sich das Gelände zu einem großartigen Canyon-Postkartenmotiv, wie man es eher in einen amerikanischen Nationalpark verorten würde.

Und mitten hindurch windet sich ein kleiner, staubiger Fußpfad, der fast wie künstlich angelegt anmutet.


Jede Kurve und jeder Anlieger befindet sich am rechten Fleck. Je weiter wir kommen, desto brauner und trockener wird die eindrückliche Landschaft. Plötzlich stoppt uns Jorge mit einem energischen Handzeichen. "Ab hier dürft ihr auf keinen Fall auch nur einen Zentimeter vom Pfad abweichen!“, erklärt er uns bestimmt, „denn hier beginnt das Kakteen Gebiet.“ Dabei sieht er nicht so aus, als läge ihm der Schutz von seltenen Pflanzen am Herz sondern er schaut wirklich ernsthaft besorgt aus. Warum, wird uns schon ein paar Minuten später klar, als plötzlich Max' wildes Schmerzgeschrei ertönt und sich wie ein Lauffeuer, blitzartig auf die ganze Fahrergruppe überträgt. Bevor ich überhaupt realisiere was los ist, spüre ich heftige, Messerscharfe Stichen in Knie und Unterarm. "Autsch!" Fest in meinem rechten Knie steckt eine Tennisball große Kaktus Kugel mit Finger langen, weißen Stacheln, die mein Vordermann mit seinem Reifen aufgewirbelt hat. Daniel hat eine im Oberschenkel stecken, und Max sogar in der Brust.

Offenbar sind die heimtückisch scharfen Stacheln mit Widerhaken versehen, denn sie lassen sich fast nicht mehr aus der Haut ziehen. Dazu sind sie so spitz, dass sie fast widerstandslos durch die Handschuhe stechen und sich tief in die Finger bohren und dort verhaken, sodass man sie auch nicht mehr aus der Hand gezogen bekommt. Trotz der Schmerzen müssen wir also geduldig warten, bis uns Jorge mit Hilfe von zwei Steinen, die er als Zange benutzt von dieser Kaktus Pein erlöst. Ein paar Stunden später, bei kaltem Bier an der Landstraße können wir über diese Erfahrung aber schon wieder lachen.

Den Höhepunkt und Abschluss unserer Reise, erleben wir am Cotopaxi, dem mit 5897m zweithöchsten Vulkan Ecuadors. Leider ist das Schneetreiben aber so dicht, dass man nur ein paar Meter weit sieht. Dazu ist es schneidend kalt und der starke Wind sorgt dafür, dass Hände und Füße in Minuten tiefgekühlt und gefühllos sind.

Wenn ich mir meine Reisekollegen in ihren dünnen Bike Outfits so anschaue wird es dringend Zeit, dass wir wieder in tiefere Lagen kommen. Mit einem ausgewachsenen Schneesturm auf einem Vulkan, nur ein paar Kilometer vom Äquator entfernt, hatte niemand von uns gerechnet. Aber nun sind wir hier. Die Aussicht, perfekt geneigte Lavahänge mit dem Fahrrad hinunter zu surfen, ist einfach zu verlockend – nur sehen tun wir leider nichts. „Vielleicht müssen wir ja einfach nur kurz warten?“ versucht Max die unterkühlte Truppe ein bisschen aufzumuntern. „Im Reiseführer steht über das Wetter in Ecuador ja nur der komische Begriff: „Vertikales Tageszeitenklima“ und wenn hier oben am Morgen Winter ist, sollte ja jetzt langsam der Frühling anfangen.

Und tatsächlich: schlagartig hört es auf zu schneien, die Sonne kommt heraus, und in Minutenschnelle ist die zentimeterdicke Schneedecke vom Boden verschwunden, dazu ist es jetzt frühlingshaft warm. Das Panorama ist atemberaubend. Direkt vor unseren Stollenreifen senkt sich die schwarzglänzende Vulkanflanke steil ins Tal hinab und läuft allmählich flacher werdend in eine grün erstrahlende Hochebene aus. Die zackigen Randmoränen zeigen noch deutlich die Bahn der gewaltigen Schlammlawine durch die letzte große Eruption vor erst knapp hundertfünfzig Jahren. Was diesem schönen Land verheerende Verwüstungen brachte, hat uns eine perfekte Abfahrtspiste in den Berg gebügelt. Zunächst etwas zögerlich, wagen wir uns mit den Bikes auf den weichen Lava Sand und testen dieses ungewohnte Terrain vorsichtig an. Nach ein paar lehrsamen Abflügen, haben wir die Materie verstanden und können es richtig laufen lassen.

"AUTSCH!“ FEST IN MEINEM RECHTEN KNIE STECKT EINE TENNISBALL GROSSE KAKTUS KUGEL

Schnell kommt eine Art "Bike Gleiten" und damit richtiges Freeride-Feeling auf, wie wir es bisher nur aus dem Wintersport kannten. Die Hänge haben solch gigantische Ausmaße, dass wir bedenkenlos Gas geben können. Weiter unten am Berg wird es flacher. Ein paar überraschende Absätze fordern noch einmal alles an Fahrkönnen, bevor als Belohnung zum Abschluss ein ausgetrocknetes Flussbett mit glatt geschliffenen Felsformationen zum Herumtricksen wie im Bikepark einlädt. Jetzt sind wir auch auf „nur“ noch 3600m Meereshöhe und das Atmen fällt wieder deutlich leichter.